Etwas
gelangweilt war ich am Rumstöbern, als ich zufällig über die Aufnahme eines Elefanten stolperte. Und plötzlich war ich hell wach. Klar hat man heutzutage
bereits zig Fotografien von Elefanten oder anderen großen, wilden Tieren aus Afrika gesehen. Aber es ist nicht nur das Foto sondern die Geschichte, die es erzählt. Keine Geschichte aus längst
vergangen Tagen, sondern das Hier und Jetzt, wie es sich wohl heute täglich so oder so ähnlich abspielt und das hat mir einen Stich versetzt.
Das Foto vom Elefantenbullen Craig hat den Stein für mich in's Rollen gebracht. Ich musste mehr zu der Aufnahme und zum gesamten Projekt in Erfahrung bringen. Nach zwei weiter weiteren Großaufnahmen war klar, diesen Bildband musste ich haben. Nick Brandt hat in den letzten zehn Jahren bereits sehr viel in Afrika fotografiert und die Aufnahmen der Löwen, Giraffen, Affen, Nashörner oder Zebras sind alleine schon beeindruckend.
Was Brandt mit "Inherit the dust" gelungen ist, topt das alles nochmal. Er und seine Team sind rund drei Monate in Afrika unterwegs gewesen. Brandt hat nochmals Orte aufgesucht, an denen er wenige Jahre zuvor noch wilde Tiere in ihrer natürlichen Umgebung aufgenommen hatte. Und was ist heute dort? Müllhalden, Farbrikbauten, Baustellen und Straßen. In dieses von Menschen gemachte Umfeld platziert Brandt riesige auf Leinwände aufgezogene Fotografien von Elefanten, Giraffen und anderen Tieren Afrikas. Mahnmale, die uns daran erinnern sollen, dass wir gerade Zeugen dieses Wandels sind. Tiere wie Geister in Landschaften, die vor wenigen Jahren noch deren Lebensraum waren.
Ich konnte es kaum erwarten, diesen Bildband endlich in Händen zu halten. Drei Tage schienen eine Ewigkeit zu sein. Wie musste es erst Brandt und seinem Team ergangen sein. Tausende Kilometer entfernt von einem Labor. Die Aufnahmen sind bewusst auf Filmmaterial entstanden und konnten erst nach der Rückkehr nach London entwickelt werden. So lange war Brandt im Ungewissen, ob die Aufnahmen gelungen waren und ob das Zusammensetzten zu den Panoramafotos möglich war. In zwei längeren Essays beschreibt Brandt eindrücklich die Arbeit vor Ort, warum genau diese bisher unveröffentlichten Tierportrais ausgewählt wurden und vor allem die Begegnung mit den Menschen.
Neben den Tieren, sind auch die Menschen Opfer der Entwicklung, die sich auf Müllhalden den Lebensunterhalt inklusiv deren Nahrung zusammen suchen. Kinder, die Klebstoffe schnüffeln und total benebelt in dieser neuen Umgebung leben und wohl in eine trostlose Zukunft blicken. Fotos, die aufrütteln und zugleich durch ihre innewohnende Ästhetik beeindrucken.
Fazit: Ein
Fotoband, den ich jederzeit nochmals kaufen würde, weil dieser mehr beinhaltet als nur ausdrucksstarke Fotos.