Wolfgang Tillmans in der Fondation Beyeler

Gestern war die Vermissage für die neue Ausstellung Wolfgang Tillmans in der Fondation Beyerler in Riehen (Basel). Heute hat es mich gleich nochmals hingezogen. Die Eindrückde von vom gestrigen Tag haben mich nicht los gelassen, aber vorallem wollte ich mir die Werke in Ruhe und mit deutlich weniger Menschen um mich rum anschauen. Es ist ein Novum, bisher hat die Fondation noch nie eine reine Fotografie Ausstellung präsentiert. Ich versuche mal meine Eindrücke für euch zusammen zu fassen. Gezeigt werden Fotografien aus den letzten 30 Jahren, die der Künstler selbst spezielle für das helle, lichte Gebäude der Fondation ausgewählt und gestalltet hat.

 

Für Tillmans ist das Motiv selbst nicht allein das massgebliche, sondern auch die Art der Präsentation. Bitte erwatet keine „klassische“ Präsentation in der jede Fotografie in einem Rahmen gepackt wird und entweder nach Entstehungsjahr oder nach Motiv Gruppen säuberliche neben einander präsentiert wird. Nicht bei Tillman, hier hängt alles scheinbar wild neben einander.  Im ersten Moment mag diese eher unkonventionelle Art etwas abschreckend wirken. Hat aber was Gutes, man wird gezwungen sich von seinem Kastendenken frei zu machen, sich auf das jeweilige Bild einzulassen, denn auch innerhalb der Fotos gibt es wirklich viel zu entdecken.

 


Gleich im zweiten Raum ist mir das „Tree filling Window“ ins Auge gestochen. Ein grüner Baum, den man durch ein offenes Fenster aus einem Raum heraus betrachtet. Das Grün spiegelt sich in den Scheiben und wird dadurch zur dominierenden Farbe. Über einen Filter beim Abzug wurde hier etwas nachgeholfen, so dass dem eigentlich weißen Fensterrahmen auch noch ein Hauch grün verpasst wurde. Gegenüber befindet sich ein Stilleben das in Osaka aufgenommen wurde. Auf der Fensterbank liegen typische Snacks und Gegenstände, die man überall in Japan findet. Das Foto hat mich sofort zurück versetzt in mein Hotelzimmer in Tokyo. O.K. muss zugeben, dass ich nicht gerade zu den ordentlichen Menschen zähle und daher sammeln sich Gegenstände an, die man bei aufgeräumten Menschen wohl niemals nebeneinander antreffen würde. Stilleben bei Tilmans zeigen meist irgend ein Detail, dass man so nicht unbedingt erwarten würde. Tillman bildet immer wieder alltägliches ab, an dem wir im Alltag so häufig dran vorbei gehen bzw. es nicht wünschen dass es geezeigt wird. Wie etwa der Morgen nach einer Party, wenn noch die Flaschen, Becher und weiterer Partymüll im Raum rum fliegen.


 

Im Untergeschoss trifft man auf ein Großformat das aus der Ferne schwarz weiß wirkt. Weak Signal (schwaches Signal) hält den Moment fest in dem zwar ein TV-Signal gesendet wird, dieses aber zu schwach ist, um auf dem Bildschirm dargestellt einen Sinn zu ergeben. Tritt man näher und betrachtet es genauer erkennt man eine Farbenvielfallt, die einem etwas überrascht. Mir hat sich das Foto mit den Schlüsseln in’s Gedächnis eingebrannt. Die Schlichtheit gefällt mir, das nicht überladene. Das Werk hängt, wie andere auch, mit schlichten Aktenklammern und ein paar Nägel an der Wand befestigt. Bitte wundert euch nicht, wenn einige Fotos einfach nur mit Klebband an der Wand befestigt wurden. Diese fast „flabsige“ Art der Präsentation ist typisch für Tillmann macht es einem aber auch einfacher in „Kontakt“ mit dem Motiv zu treten, da nicht immer ein Rahmen oder gar Glas das Werk vom Betrachter trennt.


 

Da ich bereits im letzten Jahr einen Blogbeitrag zum Bildband Abstract von Wolfgang Tillmans geschreiben habe, muss ich das nicht wiederholen. Bekannt wurde Tillmans in den 90er durch seine Protraits. Durch die Medien und gesellschaftliche Codes hat sich ein starkes Bild in unsere Vorstellung eingebrannt, wie ein idealer Köper auszusehen hat und was gezeigt werden darf. Tillman unterwirft sich dem nicht. Häufig sind es Freunde die Tillmans über die Jahre immer wieder fotografiert. Der Blick auf die Körper ist furchtlos und akzeptiert was zu sehen ist ohne voyeuristisch zu sein. Ich konnte es mir heute einfach nicht verkneifen und habe mal ein wenig die Besucher beobachtet, wenn ihr Blick auf „Man pissing on a chair“ gefallen ist. War ganz schön interessant.


Ich hoffe ich konnte euch die Ausstellung etwas schmackhaft machen. Bis Ende September 2017 habt ihr Gelegenheit euch euer eigenes Bild von der Ausstellung zu machen. Egal ob Ihr mehr auf Personen, Gegenstände, technisches oder nicht figürliches steht, in der Ausstellung gibt es so vieles verschiedenes zu sehen, dass vermutlich jeder sein persönliches Highlight finden kann. Welches Foto ist dein Favorit? Bei mir sind es die Abstrakten Fotografien- ganz besonders Ostgut-Freischwimmer, aber ich wollte mit dem Beitrag aufzeigen, dass man Tillmans nicht auf ein Genre reduzieren kann.